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Druck aus Fachabteilungen ist großCopy & Paste bei Stellenanzeigen ist weit verbreitetGib Bewerbenden die Chance abzugleichen, ob sie zu einer Stelle passenWieso es so wichtig ist, dass Bewerbungsformulare zur Stelle passenWarum Talente vorschnell die Reißleine ziehenFazit: Gib nicht an der falschen Stelle GasWenn wir mit unseren Kunden sprechen, begegnen sie uns immer wieder: Bestimmte Denkfehler im Recruiting, die sich in den Köpfen festgesetzt haben. Einer davon ist dieser: Effizienz in der Personalbeschaffung ist alles. Natürlich ist es gut, wenn im Recruiting alles schnell und nahtlos über die Bühne geht. Aber: Effizienz darf nicht zu Lasten der Arbeitgeberattraktivität gehen. Und das ist schnell der Fall, wenn du kopflos nur auf Tempo, Tempo und nochmal Tempo achtest. Wir erklären dir in diesem Artikel, warum.
Recruiter*innen wie du können davon wahrlich ein Lied singen: Der Druck aus den Fachabteilungen und der Geschäftsleitung die offenen Vakanzen zu besetzen ist immens groß. Logisch! Denn jeder Tag, den eine Stelle unbesetzt bleibt, kostet richtig viel Geld.
Wir haben das mal mit einem Cost-of-Vacancy-Rechner durchkalkuliert: Für eine offene Vakanz mit einem durchschnittlichen Jahresbrutto von etwa 50.000 Euro gehen deinem Unternehmen im Schnitt etwa 400 Euro pro Tag durch die Lappen. Und da es schon mal gut und gerne zwei Monate oder länger dauern kann, bis der oder die richtige Mitarbeiter*in gefunden ist, läuft so unweigerlich ein ganz schönes Gesamtsümmchen auf.
Wenn wir dir an dieser Stelle einen Tipp geben dürfen: Erliege dennoch nicht der Verlockung, einfach eine alte Stellenanzeige aus der Schublade zu ziehen, diese notdürftig anzupassen und sie dann auf verschiedensten Jobportalen zu schalten. Wir verstehen den Gedanken dahinter: Das ist effizienter. Ist schon richtig: Schneller als mit dieser Copy&Paste-Routine kannst du ein Jobinserat nicht online bringen. Aber: Dieses Vorgehen rächt sich meist an anderer Stelle.
Überleg mal: Wahrscheinlich ist das Jobinserat, das du aus den Untiefen deines Bewerbermanagementsystems gefischt hast, schon ein halbes Jahr alt oder älter. Dann ist vielleicht der Jobtitel gleichgeblieben. Aber die Anforderungen an den Job haben sich seit der ersten Schaltung mit Sicherheit massiv verändert - ebenso wie die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe, auf die du in deinem Joninserat eingehen solltest.
Unser Zeitalter ist schließlich extrem schnelllebig und der Arbeitsmarkt unterliegt einem konstanten Wandel. Umso wichtiger ist es, dass du genau hinschaust, bevor du ein Stelleninserat schaltest und hinterfragst: Was ist noch aktuell? Und auch wenn’s dann ein bisschen länger dauert, bis die Anzeige online ist, raten wir dir dringend: Ruf‘ bei der Fachabteilung an, frage aktuelle Daten ab und aktualisiere die Stellenanzeige von Grund auf.
Das ist wichtig. Warum? Versetze dich doch mal in die Lage deiner Bewerber und Bewerberinnen: Diese sehen sich derzeit einem überproportionalen Jobangebot gegenüber. Um entscheiden zu können, wer der bessere Arbeitgeber ist, brauchen sie möglichst konkrete Informationen über dein Unternehmen und den Job selbst. Je genauer du alles beschreibst, umso besser können sie abgleichen, ob sie mit deiner Organisation harmonieren. Tust du das nicht und streust veraltete Informationen, läufst du Gefahr, dass sich Talente bewerben, die zwar zu dem Job von vor einem Jahr passen, aber eben nicht zum aktuellen.
Mit deiner falsch verstandenen Effizienz im Recruiting verwässerst du also dein eigenes Recruiting-Ergebnis. Aber nicht nur das: Auch deine Employer Brand leidet. Denn spätestens im Jobinterview mit den nicht ganz so perfekt passenden Talenten kommt heraus, dass deine Stelleninformationen gar nicht dem neuesten Stand entsprachen. Und sowas verärgert Bewerbende. Immerhin haben sie bis hierhin viel investiert. Sie haben sich die Mühe gemacht, sich bei dir zu bewerben. Haben sich Hoffnungen gemacht, in deinem Unternehmen genau den Job zu ergattern, von dem sie geträumt haben und dann stellen sie fest: Passt doch nicht so recht. Die Stelle, auf die sie sich beworben haben, gibt es eigentlich gar nicht mehr und das Arbeitsumfeld hat sich auch gewandelt.
Kein Wunder, wenn Talente ihrem Ärger dann entnervt auf Kununu oder in den sozialen Medien Luft machen und den Recruiting-Failure publik machen. Das ist gar nicht gut. Denn solche Nachrichten ziehen im Netz schnell größere Kreise und damit ist der Imageschaden Programm. Auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: All das kannst du mit einem Anruf bei der Fachabteilung vermeiden.
Es gibt noch weitere Denkfehler, die in eine ähnliche Richtung gehen. Aus ein und dem gleichen Grund, aus dem Personalsuchende alte Stellenanzeigen wiederveröffentlichen, nutzen sie für verschiedenste Jobinserate auch ein- und dasselbe Bewerbungsformular: Weil’s auch hier schneller geht.
Aber verschafft dir dieses Vorgehen auch angemessen viele Bewerbungen und sorgt es für eine gute Candidate Experience? Eher nicht. Auch h ier zahlt es sich aus, sich in einen Bewerber oder eine Bewerberin hineinzuversetzen. Dann wirst du schnell erkennen, warum auch diese Strategie nicht aufgehen kann.
Einmal angenommen, ein Talent bewirbt sich auf eine offene Position, ruft dein Bewerbungsformular auf und erschrickt: Es ist ellenlang, kompliziert auszufüllen und passt gar nicht zu der ausgeschriebenen Stelle. Damit vegraulst du Bewerbende ganz schnell. Denn aus anderen Bereichen des täglichen Lebens sind Talente längst schnelle und einfache Prozesse gewöhnt.
Eine Bestellung bei Amazon geht zum Beispiel mit wenigen Klicks von der Hand. Und mit ebenso geringem Aufwand bestellst du bei Lieferando Essen, buchst online den nächsten Urlaub oder erledigst Bankgeschäfte. Warum ist das im Recruiting immer noch anders? Das ist für Bewerbende heute nicht mehr einleuchtend. Daher springen viele ab, wenn’s bei der Bewerbung wieder mal zu lange dauert.
Und gerade die gefragtesten Talente können sich das in der Regel auch sehr gut leisten, denn sie bewerben sich meist aus einer festen Anstellung heraus. Sie handeln nach der Devise: Wenn ihnen eine interessante Stelle in die Hände fällt und alle Formalitäten fix erledigt werden können - gerne! Wenn nicht, dann halt nicht.
Auch hier stellst du dir also wieder selbst ein Bein, wenn du an der falschen Stelle unnötig Gas gibst. Wir raten dir daher dringend: Passe jedes Formular der jeweils ausgeschriebenen Stelle an und frage keine unnötigen oder unpassenden Informationen ab. Investiere diese Zeit und du wirst sehen, dass du passgenauere Bewerbungen erhältst. Genau darauf kommt es an.
Das heißt aber nicht, dass dein Recruiting damit insgesamt mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, wenn du an bestimmten Stellen genauer hinschaust. Denn du sparst unweigerlich an anderen Recruiting-Etappen Zeit ein, sodass sich der Prozess insgesamt nicht verlängert. Oft sogar eher verkürzt.
Wir haben’s ja schon mehrfach gesagt: Eine möglichst konkrete Stellenanzeige plus ein passgenaues Bewerbungsformular sorgen letztlich für ein besseres Image und damit für mehr interessierte und passgenauere Bewerbende. Außerdem reduzieren sich die Bewerbungsabbrüche um bis zu 70 Prozent. Für dich heißt das: Du kannst deiner Fachabteilung viel schneller konkrete Recruiting-Erfolge verkünden. Mission accomplished.
*Wir geben uns große Mühe alle unsere Texte zu Gendern. Sollte auf unserer Blogseite doch mal nur das generische Maskulinum stehen, werden dabei weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.